Dienstag, 11. März 2014

Colegio de Ciencias y Letras de Tepic

Also irgendwie habe ich es nicht geschafft mich am Freitag zu melden, aber wie ihr daran wahrscheinlich gemerkt habt, bin ich noch nicht gewechselt.
Ich habe noch einen Monat mehr mit meiner Familie und ich bin echt froh darüber.
Irgendwann muss ich ja mal über meine Schule schreiben und am Freitag bin ich dann mit meiner Kamera in die Schule und habe mal ein paar Bilder gemacht!
Allgemein unterscheiden sich das Schulsystem extrem vom Schulsystem in Deutschland. 
Was mir als aller erstes aufgefallen ist, dass die meisten Schule hier Privatschulen sind, weil man die öffentlichen Schulen, auf gut deutsch, vergessen kann.
Man fängt auch hier mit dem Kindergarten an und dann geht es mit 6 Jahren in die Primaria (Grundschule), anders als in Deutschland dauert die Grundschule hier 6 Jahre und die Primarias sind meistens auch die teuersten Schulen. Danach gehen alle auf eine Segundaria (weiterführende Schule) - hier gibt es keine Unterscheidung wie in Deutschland zwischen Haupt- oder Realschule bzw. Gymnasium. Hier entscheidet man sich dann, ob man weiter machen möchte, oder schon aufhören will. Die nächste Stufe wäre die Präparatoria mit 3 Jahren, was der Oberstufe in Deutschland entspricht. 
Wie ich ja schon öfter erzählt habe, gibt es hier keine Mittelschicht - Man hat das Geld oder halt nicht. Und wenn man das Geld hat, dann bezahlt man für die 12 Jahre Ausbildung auf Privatschulen monatlich zwischen 120€ und 180€ Schulgeld. Man kann noch wesentlich mehr ausgeben, wenn man will und die Universität kostet hier auch richtig gutes Geld. 
Schuluniform ist hier üblich und hier beschwert sich auch keiner, weil man das seit der Primaria jeden Tag anzieht - teilweise hat man sogar im Kindergarten eine Uniform zu tragen, wahrscheinlich dann, wenn dieser auch privat ist. 
Der Schulstoff und der Lehrplan lässt sich kaum mit dem Deutschen vergleichen und irgendwie hatte ich ich hier allgemein das Gefühl, dass die Schule hier mehr als Spaß aufgenommen wird. 
Ich bin hier auf einer Preparatoria und ich mach hier im zweiten Jahr das, was ich in der 6. - 7. Klasse in Deutschland gemacht habe. 
Die Examen werden hier monatlich geschrieben und es gibt auch Semester Examen nach 6 Monaten, aber für mich sind das keine richtigen Tests. 
Der Lehrer schreibt ein Examen in allen seinen Klassen und die ersten, die den Test schreiben schicken dann ein Foto an die zweiten, die genau den selben Test schreiben werden - Schummeln auf einem ganz anderen Level. 
In Deutschland fürchte ich mich vor Schulaufgaben in Deutsch mit 5-6 Seiten Bericht, Dramen Text Erschließung etc. In Mathematik mit 4 Seiten rechnen rechnen rechnen. 
Ich habe in Deutschland immer Respekt vor dem Deutschlehrer, der sich das alles durchlesen muss und korrigieren muss.
Die Lehrer hier sind faul - tut mir leid, wenn ich das so sagen muss. Die Examen sind prinzipiell Ankreuz Aufgaben ( 2 Seiten lang). In Französisch musste ich mal in einem Examen die Wörter in einem Wortfeld suchen und wenn man sie gefunden und markiert hat gibt es Punkte. 
Das schlimmste dabei ist, dass ich auf einer Privatschule bin und ich möchte echt nicht wissen, wie das dann auf einer öffentlichen Schule läuft. 
Die Schulen hier sind sehr sehr schlecht und mir bestätigen das sogar die Mexikaner. 
In meiner Schule in Deutschland haben wir extra Chemie-, Physik-, und Biologie Räume mit entsprechendem Material und es wird alles anschaulich erklärt mit Versuchen und Co. 
Ich habe das nie zu schätzen gewusst, aber es ist doch was anderes, wenn man mitarbeiten kann und auch mal in Chemie einen Versuch machen kann. 
Hier wird alles in einem Klassenzimmer erklärt - nicht anschaulich, nur teilweise mit Präsentationen. Nach dem ersten Monaten hatte ich eine richtige depressive Phase hier, weil ich jeden Tag Menschen sehen, die komplett gleich aussehen (Thema Schuluniform), von 8.00 - 2.30 Uhr sehe ich ein weißes Klassenzimmer mit einer weißen Tafel und einer allgemein weißen Schule. 
Außerdem, und das ist das krasseste hier: Wir haben in meiner Schule hier ungefähr 10 Aufsichtspersonen, die den ganzen Tag nichts besseres zu tun haben, als zu schauen, dass du in deinem Klassenzimmer bist. Ein Mann steht von 6.30 bis 3.00 Uhr jeden Tag an den Eingangstür und passt auf, dass keiner Schüler raus bzw. zu spät rein geht.
Kommt man 10 min zu spät wird die Verspätung in eine Liste eingetragen und nach 2 Verspätungen werden die Eltern benachrichtigt. 
Wenn man nicht in seine Stunde geht und erwischt wird, senden die Aufsichtspersonen eine Nachricht an die Eltern. Außerdem sind sie auch dafür zuständig, dass man kein Essen mit in das Klassenzimmer schmuggelt und das die Schuluniform passt. 
In meinem Colegio tragen die Mädchen Rock mit T-Shirt, passende Socken und schwarze Schuhe. Jungs tragen blaue Jeans Hosen ohne Löcher, mit Schul T-Shirt und schwarzen Schuhen. 
Außerdem gibt es eine spezielle Sport uniform und ich wurde schon oft an der Eingangstür angehalten, weil irgendwas falsch war. 
Die Schul ausweiße müssen am Morgen und am Nachmittag, wenn man rausgehen kann, vorgezeigt werden, damit sich keiner eine Stunde zu früh davon macht. 
Und sobald man die Schule am Morgen betreten hat, kommt man nur mit Erlaubnis der Schulleitung wieder raus - indem die Eltern anrufen. 
Ich wurde angehalten weil:
- Musik hören, während man die Schule betritt ist verboten
- Sonnenbrille muss abgesetzt werden
- Schwarze Schuhe (Ich hatte weiße Schuhe an, an meinem zweiten Tag an der Schule und durfte nicht rein)
- keine Hose mit Löchern
- blaue Jeans Hose
- Socken in den Schuhen
- Essen ins Klassenzimmer schmuggeln
- Kaffee ins Klassenzimmer schmuggeln
Das mit der Schul uniform finde ich einfach dämlich und das deshalb immer meine Mama kommen muss und mir andere Sachen bringen muss, ist extrem streng.
Das mit dem Essen im Klassenzimmer wusste ich nicht, aber da ich ja jetzt auch mehr oder weniger ein Schüler bin, gelten für mich die selben Regeln. 
Mein Stundenplan sieht praktisch jeden Tag gleich aus und mir ist jeden Tag so schrecklich langweilig und in Deutschland hatte man ja noch wenigstens Abwechslung mit Chemie Versuchen oder Biologie im Labor, aber hier schaut ja immer alles gleich aus und jeder Tag ist der selbe und deshalb war der erste Monat für mich der härteste.
Inzwischen habe ich mich daran gewöhnt und die Zeit vom Stundenwechsel, vor oder nach dem Unterricht nutze ich um mit meinen Freunden zu reden, oder ich lese und verbessere mein Spanisch. 
Ich hoffe, dass ich nichts vergessen habe, aber ich denke, dass ihr den krassen Unterschied zwischen Deutschland und Mexiko jetzt schon erkennen könnt.
Ich habe irgendwo richtig Angst, wenn ich zurück komme, weil ich dann ja wirklich wieder lernen muss und Klausuren schreiben muss. Ich genieße jetzt einfach noch den knapp letzten Monat in der Schule, weil dann kommt die Ruta Maya und etliche Rotary Reisen - und dann gehe ich nicht mehr in die Schule :)

Johannes :P
     

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