Nach dem Unabhänigkeitstag ist in der Woche nicht viel weiter passiert - naja außer Schule und die gehört inzwischen auch schon zum Alltag.
Gestern hatte ich einen extrem erlebnisreichen Tag, die Armut hier einmal Hautnah mit zuerleben und einen fantastischen Strand ganz hier in der Nähe zu besichten.
Der Rotary Clup Tepic Tlatoani ,in dem ich "Inbound" bin und mein Vater Mitglied, spendet Rollstühle für bedürftige mit wenig Geld. Dieses Jahr spendet der Club an die 150 Rollstühle und gestern war ich dabei wie eine ältere Dame ihren bekommen hat.
Schon als wir in die Gegend reingefahren sind wurden wir von allen angestarrt. Ich hab mir nichts weiter dabei gedacht, weil ich ja hier öfter angestarrt wurde, aber diesmal lag es nicht an meinem Aussehen oder meiner Herkunft, diesmal lag es daran, dass wir ein riesiges funktionierendes Auto hatten!
Man sieht die Leute rechts und links arbeiten, wie sie versuchen mit einfachsten Mitteln ein "Haus" aufzubauen. Hier helfen alle mit - Ich hab mit keinem geredet, aber diesen zusammenhalt hat man gesehen.
Als ich aus dem Auto gestiegen bin und zusammen mit meiner Familie und dem Karton, in dem der Rollstuhl war, in die Hütte gegangen bin wusste ich echt nicht was ich sagen sollte. Ich habe anfangs überhaupt nicht realisiert, dass ich schon im Wohnzimmer stehe, weil alles genau so aussieht wie im Hof davor. Man läuft unter Wäscheleinen durch, Schränke gibt es nicht und die kleinen Kinder schlafen in Zelten. Die Rückenkranke Dame schläft auf einem Sofa, das bald zerfällt und dem Mann, der ein verwundetes Auge hat, ist richtig anzusehen wie peinlich ihm die Situation ist. Ich lebe in einem Haus mit Alarmanlage, Dusche, Sky und einem eigenem Zimmer, die Kinder dort schlafen mit streunenden Katzen und Hunden, klauen Wasser aus Leitungen in Supermärkten und träumen von Handy und Co.!
Ich habe die Leute begrüßt und nach ein bisschen Papierzeug haben wir den Rollstuhl ausgepackt - Ich habe noch nie jemanden gesehen, der sich so über einen Rollstuhl gefreut hat ... Der Mann hat nicht mehr aufgehört sich zu bedanken und ich stand da und ich habe mich richtig schuldig gefühlt.
Mein Vater meinte dann zu den Leuten, dass das ein Geschenk sei und das sich keiner in irgendeiner Art und Weise mit Geld bedanken müsse. Kurz bevor wir gegangen sind, kam der kleine Junge rein und meinte: "Oma, jetzt hast du ja dein neues Taxi".
Als ich raus bin (raus aus nichts, das einzige was verschwunden ist, war das Blechdach) wurden wir wieder von allen angeglotzt. Ich hab mich gefühlt - ohne das jetzt arrogant zu meinen - wie ein Star, der vor allem beschützt wird. Dann sind wird raus und ich war immer noch geschockt. Ich kannte das so krass aus Deutschland nicht und mein Vater fragte mich dann, was ich von dem Haus halte und ich nur so: "Welches Haus ... ?"
Ich war und bin immer noch motiviert irgendwas zu machen, irgendwas zu ändern, aber was soll ich machen - momentan schaue ich zu, glotze auf den Boden und hoffe, dass ich schnell wieder da raus komme ... So leid mir das auch tut!
Nach dem etwas schockierenden Erlebnis kommen wir jetzt zu dem spaßigen Teil des Tages :)
Kurz nach 13.00 haben wir alle ins Auto geladen und los gings!
"VAMOS A LA PLAYA :P"
Nach ungefähr einer Stunde auf einer grausamen Strecke(!) kamen wir an. Ernsthaft, ich habe mich gefühlt als würde ich in der Achterbahn sitzen oder im Flugzeug, als wir Probleme über den USA hatten und alles gewackelt hat.
Aufjedenfall sind wir in Tepic bei 20° gestartet und dort bei 30° angekommen - da dachte ich mir auch, was der Käse denn jetzt soll :D
Dann gab's essen :) Irgendwie bestellt man hier immer Massen an Essen und auch diesmal wurde jeder viel zu satt. Ich schwöre, dass ich auf dem Heimflug 2 Sitze buchen muss :D
Mein Vater und meine Gastschwester haben die ganze Zeit von den Austern geschwärmt und ich hatte noch nie welche zuvor gegessen und eigentlich dachte ich, dass die mir schmecken müssen - weil ich ja ein totaler Fisch - Freak bin - aber NEIN! Das war richtig ecklig, schleimig, salzig und ich war enttäuscht -.- :D
Danach gings endlich an den Strand.
Ich habe wieder meine Millionen Fotos gemacht und danach war es ein gechillter Nachmittag. Das Wasser war komisch - ich kannte ja aus Deutschland nur die kalte Ostsee und das Wasser da war richtig Pippi - Warm (auf Deutsch gesagt) :D
Es war warm, das Wasser war heiß und die Limo leer - fantastisch, vorallem weil ich ja so ein Fan von Sonne bin :D
Gegen 8 gings wieder zurück -.- Ich wollte nicht gehen - obwohl auch hier mal wieder alles sehr einfach war, fand ich es perfekt und ich werde da aufjedenfall noch öfter sein!
Eine Sache noch außer der Reihe - Am Freitag war ich im Kino mit ein paar Freunden und heimwärts im Taxi (das ist hier richtig billig, um die 1.50€ - ich fahre ständig damit :D) hatte ich Angst, dass ich nicht da hin komme wo ich hin wollte und dann hab ich einfach angefangen mit dem Taxifahrer zu reden, obwohl mein Spanisch echt noch zu wünschen übrig lässt. Er hat mich gefragt wo ich her komme und was ich hier mache, wie es mir gefällt und er hat mir sogar Sachen von seiner Familie erzählt - Ich hab mich aufeinmal so sicher gefühlt, dass ich ihm genau erklären konnte, wo ich hin muss und es hat funktioniert :D Jetzt hab ich einen neuen, alten Freund und weiß jetzt auch, wie man den Weg beschreibt ;)
Ich liebe die Offenheit der Menschen hier! :P
Johannes